der Kometensucher

Im Jahr 1998 hab ich mir den Refraktor 100/600 Semi-Apo-Triplett (Selbstbau-kit) der Firma BW-Optik zugelegt. Dieses Gerät verwende ich auch noch 20 Jahre nach der Anschaffung. Es handelt sich um einen Dreilinser mit Luftspalt. Die Linsen sind MgF2 (Magnesiumfluorid) beschichtet. Refraktoren dieser Bauart werden oft als Kometensucher bezeichnet. Sie haben ein großes Gesichtsfeld und ermöglichen unter Einsatz eines geeigneten Okulars eine große Austrittspupille und ein großes Gesichtsfeld. Am Beispiel dieses Refrakotrs, bestückt mit einem 32 mm Okular, ergibt sich eine beachtliche Austrittspupille von ca. 5,3 mm und ein Gesichtsfeld von 3,5°. Ist der Semi Apo auch für die Astrofotografie geeignet? Die Antwort kann mit einem „ja“ beantwortet werden, auch wenn das Teleskop natürlich nicht mit einem Apochromaten zu verglichen werden kann. Das nachstehende Bild des Hantelnebels wurde mit dem Semi-Apo und einer Nikon D50 gewonnen.

Astrofotografie mit dem Semi-Apo 100/600. Fotografiertes Objekt: Hantelnebel Messier 27, Kamera: Nikon D50, 328 Sek. Belichtung, ISO 800. Einzelbild.

Dass die Stärken dieses Systems in der Beobachtung bei  niedrigen Vergrößerungen liegen würde war schon beim Kauf klar. Ein Test der die Grenzen aufzeigen sollte musste aber dennoch durchgeführt werden. Also wagte ich mich an Jupiter heran und Vergrößerte stufenweise nach oben bis auf 300x (4 mm Okular + Barlowlinse 2x). Nun war natürlich die Qualität der Linsen gefragt. Bei einer Brennweite von 600 mm müssen die Linsen sehr genau gefertigt sein, dass Kugelgestaltfehler, Farbfehler , Koma und sonstige Fehler, die in der Optik bekannt sind, das vergrößerte Bild nicht zu sehr beeinträchtigen. Hier meine Erkenntnisse:

Strahlengang Semi-Apo-Triplett
Querschnittzeichnung des Refraktors 100/600 mit Zenitspiegel und Weitwinkelokular

Der Farbfehler fällt bis zu 60-80 nicht sonderlich auf. Rötlich-bläulicher Farbsaum um Jupiter wird ab 100 Vergrößerungen deutlicher sichtbar, ist aber nicht extrem störend. Beim Beobachten mit einem 7.7 mm Okular hat man meiner Meinung nach das sauberste Bild am Planeten oder dem Mond und kann auch die meisten Details auf sehen. Es ist mir  in dieser Kombination gelungen „Bars“ auf Jupiter zu sehen, die auf einem Band deutlich dunkler erschienen. Beim Beobachten mit einem 4 mm Okular (150x) war an diesem Abend nicht mehr an Jupiter zu sehen (in diesem Fall habe ich aus der Stadt bei mäßiger Stadtbeleuchtung beobachtet). Natürlich hängen die Beobachtungen von der Güte des Himmels ab und nicht zuletzt von der Höhe über dem Horizont, des zu beobachtenden Objekts. Die Cassini-Teilung in den Saturnringen ist bei gutem Seeing und mindestens 200 Vergrößerungen sichtbar geworden. Um auf die 200 Vergrößerungen zu kommen habe ich eine Barlowlinse eingesetzt. Auch bei 300 Vergrößerungen konnte ich die Cassini-Teilung noch sehen. Details auf Jupiter wurden nicht besser erkennbar. Das Gesehene war trotz der hohen Vergrößerung noch einigermaßen brauchbar. Hier noch zwei Fotografien  des Teleskops und von Beugungsscheibchen die am Stern Sirius gemacht wurden.

Fazit: Es ist erstaunlich was man mit einem kleinen Refraktor alles sehen kann (siehe auch Beobachtungsberichte). Wunderschöne Spaziergänge durch die Milchstraße sind im großen Feld (Rich Field) möglich.

Sterntest an Sirius. Das Bild wurde  zunächst mit einer Digitalkamera aufgenommen, aufgespalten in  die Farbkanäle rot, grün, blau. Das erste Scheibchen ist die originale Aufnahme in allen drei Farben.

 

Beste Ergebnisse am Planeten kann man bei 78 bis 150 x erwarten. Bei Galaxien und Nebeln, je nach Ausdehnung der Objekte zwischen 18 x und 78 x.  Mond verträgt auch etwas mehr, 200 x ist für Detail immer noch sehr gut brauchbar. Allerdings nimmt die Helligkeit bei starker Vergrößerung deutlich ab.

Vorteilhaft ist auch, dass das Teleskop leicht zu transportieren ist. Das Teleskop, die Okulare, Zenitspiegel, Amiciprisma, und diverse Adaptoren, passen in einen Alu-Koffer 15x33x45. Ein zweiter Koffer beinhaltet die Montierung mit Steuerung und Akku (ohne Stativbeine).

Der 2″ Crayford Okularauszug von Intes, welcher beim Bausatz dabei war, ist rau beim Fokusieren sonst gut. Bei zu starkem belasten, z.B. durch anbringen eine Spiegelreflexkamera ist, kippt der Okularauszug leicht nach unten. Die optische Achse ist somit nicht perfekt ausgerichtet, kann aber durch drehen des Auszugs korrigiert werden. Im Jahr 2008 erfolgte eine Verbesserung des Fokusrades. Auf das Fokusrad kam aus Aluminium gedrehtes Rad direkt auf des kleine Fokusrad drauf. Befestigt wird es mit zwei Madenschrauben.

Semi Apo Triplett im Einsatz

Die Montierung

 

Semi-Apo-Triplett auf Vixen-GP
Semi-Apo-Triplett auf Vixen_GP